
Rita Süssmuth Krankheit 2020 – Rita Süssmuth, die am Donnerstag 85 Jahre alt wird, bekam im Oktober einen prominenten Platz im neu konstituierten Bundestag. Süssmuth saß auf der Besuchertribüne des Parlaments neben Angela Merkel, die als letzte Bundeskanzlerin den Bundestag besuchte, bevor sie ihr Amt niederlegte.
Süssmuth war Bundestagspräsidentin, als Merkel dort 1990 erstmals auftrat, und die beiden blieben eng verbunden.rita-süssmuth 20.05.2015 foto mehmet kaman anadolu agentur afp.jpgBild von Anadolu Agency/AFP/Mehmet Kaman2015 erhielt Rita Süssmuth die Tarabya-Medaille für ihren Einsatz für die Verständigung zwischen Deutschland und der Türkei.
Merkel und die CDU, die bei den Wahlen im September an Macht verloren haben, wären bei weiblichen Wählern beliebter gewesen, wenn sie es gewagt hätten, unter Merkels Führung misstrauischer zu sein. Denn Süssmuth hat sich schon früh für den Feminismus stark gemacht, und ihre Ideen haben sich schließlich durchgesetzt.
Süssmuth wurde von der feministischen Autorin Alice Schwarzer der Titel „Lovely Rita“ verliehen. Innerhalb der Union wurde sie jedoch als „Einsame Rita“ verspottet, weil sie von anderen als „Emanzipation ohne Rückhalt“ angesehen wurde.
Am 17. Februar 1937 erblickte Süssmuth in Wuppertal das Licht der Welt. High School hinter ihr, fuhr sie fort, einen Ph.D. in Erziehungswissenschaft 1964 und Professur nach bestandener Staatsexamen für das Lehramt. Mit 44 Jahren trat Süssmuth der CDU bei und trat in die Politik ein. 1985 wurde sie überraschend Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett von CDU-Kanzler Helmut Kohl.
Die gläubige Katholikin machte sich 1986 in der neu gebildeten Fraktion einen Namen, als sie in Frauenfragen eine fortschrittlichere Haltung einnahm und Abtreibung. In Bezug auf HIV/AIDS, eine relativ neue Immunschwächekrankheit, übernahm Süssmuth erneut die Führung und plädierte nachdrücklich für die Einbeziehung der Erkrankten und nicht für deren Ausschluss.
Mit anderen Worten, so die Begründung, sie sei seit langem ehrenamtliche Leiterin der Deutschen AIDS-Stiftung. 2011, als der Rest ihrer Partei noch gegen Adoptionsrechte und Rentenansprüche in Lebenspartnerschaften protestierte und Fall um Fall vor dem Bundesverfassungsgericht ging, trat sie auch Lesben und Schwulen in der Union bei. Niemand in der Union hat je beabsichtigt, dass alle verheiratet sind. Süssmuth war anderer Meinung, und er war damals einer der wenigen Auserwählten in der Union, die das taten.
Doch nach der Bundestagswahl 1987 führte Süssmuths liberale Haltung in sozialen und politischen Fragen zu einer Spaltung mit Teilen der Union. Die Frauenministerin sah Kohl eher als Problem an. Ganz ausgrenzen konnte er Süssmuth jedoch nicht, weil ihr so viel Mitgefühl entgegengebracht wurde. Kohl überschüttete Süssmuth mit Ehrungen, 1988 war sie mit 51 Jahren Bundestagspräsidentin und zweithöchste Beamtin des Landes. Trotzdem bereitete sie Kohl weiterhin Unbehagen und versuchte 1989, ihn als CDU-Chefin zu stürzen.
Trotz dieser kleinen Revolte wird sie als verheiratete Mutter einer Tochter und Großmutter von fünf Kindern, Hans Süssmuth, einem Universitätsprofessor, anerkannt, mit dem sie bis zu seinem Tod im Jahr 2020 Bundestagspräsident war. Und es spielte eine entscheidende Rolle dabei, wie der Reichstag stellte sich schließlich heraus. Sie trieb den Bau der Glaskuppel mit Hilfe des Architekten Norman Foster voran. Allerdings sind auch zwei außereheliche Affären mit ihr verbunden.
1991 kam es zu einem Skandal um ihren Mann und ein Firmenauto, weil er verdächtigt wurde, ein Parlamentsfahrzeug zu benutzen. Sie wurde verdächtigt, 1996 ein Flugzeug der Bundeswehr für private Reisen ihrer Tochter benutzt zu haben. Beide Skandale töteten Süssmuth jedoch nicht; sie blieb bis zur deutlichen Wahlniederlage der Union im Jahr 1998. Nach dem Ende der Kohl-Regierung wurde sie schnell aus ihrem Posten im CDU-Vorstand entfernt.
Im Jahr 2000 übernahm Süssmuth unter der rot-grünen Regierung den Vorsitz der nach ihr benannten Süssmuth-Kommission für Zuwanderung von Gerhard Schröder. Dieser Schritt stieß in ihrer eigenen Partei auf scharfe Kritik. Obwohl Süssmuths Vorschläge während der Flüchtlingskrise 2015 nützlich gewesen sein könnten, wurden sie nie vollständig umgesetzt. Auch jetzt empfindet sie keinen Groll.
Der Süddeutschen Zeitung verriet sie vor einigen Jahren, dass sie nach dem Mantra „Fail, keep going, fail again, fail better, keep going“ von Samuel Beckett lebe. Prof. Dr. phil. Rita Süssmuth verbrachte ihr ganzes Leben auf den gleichen ausgetretenen Pfaden: In den 1950er-Jahren, als die Erziehungsprofessorin in die Schule kam, war es gang und gäbe, dass Frauen mit der Heirat oder der Geburt des ersten Kindes aus dem Berufsleben ausschieden.
Während der Amtszeit von Süßmuth als Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Jahr 1985 war die Zahl der Frauen im Bundestag kaum höher als während der Sitzungsperiode des Reichstags in der Weimarer Republik. Als sie 1988 in dieses Amt gewählt wurde, war sie die erste Frau im Bundestagspräsidentenamt. Ende Februar erreichte Süssmuth das Amtdas Meilensteinalter von 70.
Neben einem runden Geburtstag markiert dieses Jahr auch ein weiteres wichtiges Jubiläum: 1987 wurde im Familienministerium ein eigenes Frauenreferat eingerichtet. Süssmuths Unions-Positionen sind immer wieder umstritten. Sie schlug einen Mittelweg zwischen einer Befristungslösung und einer Indikationsregelung im Abtreibungsstreit Paragraf 218 vor. Sie sind der CDU-Befürwortung einer progressiveren Familienpolitik persönlich verbunden. Die Verwaltung von Süssmuth zeichnet sich durch die Einrichtung eines separaten Fonds aus, der Familien bei den Kosten der Kindererziehung unterstützt.
Süssmuth, heute Ehrenvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, hat sich von Beginn an für eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit HIV/AIDS eingesetzt und ist zudem gläubige Katholikin. Indem sie mit „Wir bekämpfen die Krankheit, nicht die Infizierten“ begann, widerlegte sie die Stigmata der 1980er Jahre, die Menschen mit HIV/AIDS plagten. Süssmuth sei in dieser Zeit “viel Aufregung und Angst begegnet – vor allem im Kabinett”, erzählte sie kürzlich auf einer HIV/AIDS-Konferenz in Bremen.
