Thomas Gottstein Familie Am 1. August tritt Thomas Gottstein mit sofortiger Wirkung als CEO der Credit Suisse zurück. Sein Nachfolger wird Ulrich Körner, bisheriger Bereichsleiter Vermögensverwaltung der Bank. Das teilte die Bank am Mittwochmorgen mit.
Gleichzeitig musste die Credit Suisse einen weiteren massiven Quartalsverlust melden. Der Vorsteuerverlust war mit CHF 1,2 Milliarden weit höher als prognostiziert. Insgesamt gehen dadurch 1,6 Milliarden Franken verloren. Die Investmentbank verzeichnete einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Franken, was besonders schlimm war.
Anfang Juni hatte die Bank eine Verlustwarnung herausgegeben. Der Gewinn der Bank sank auf 3,6 Milliarden Franken und lag damit deutlich unter der Prognose der Experten von 4,1 Milliarden Franken.
Die Credit Suisse wird nun ihren Ansatz überdenken und sich in Zukunft verstärkt auf die Vermögensverwaltung konzentrieren. Credit Suisse. Ein „kapitalfreundliches, beratungsorientiertes Bankunternehmen“ und ein „fokussierteres Marktgeschäft“ seien die Ziele der „Transformation“ der Investmentbank.
Somit wird die Investmentbank auf eine Unterstützungsfunktion für die primäre Vermögensverwaltung, das Schweizer Geschäft und den Schweizer Geschäftsbetrieb des Unternehmens reduziert. Christian Meissner, Chef der Investmentbank CS, wird neu von zwei Co-Chefs im Beratungs- und Marktgeschäft unterstützt. Meissner wird sich dadurch nur noch auf die Sanierung der Investmentbank konzentrieren können.
In vielerlei Hinsicht ähnelt dies dem Verhalten von UBS vor einem Jahrzehnt, als die Bank ebenfalls mit einer Reihe von Skandalen, enttäuschenden Gewinnen und einem erheblichen Vertrauensverlust der Öffentlichkeit zu kämpfen hatte. Anschließend zog sie einen Großteil der ihrer Investmentbank zugewiesenen Barmittel ab und konzentrierte ihre Bemühungen auf das Vermögensverwaltungsgeschäft, das sich im Laufe der Jahre als erfolgreich erwiesen hat. Ulrich Körner, der die CS künftig leiten sollte, war in dieser Zeit Mitglied der Geschäftsleitung der UBS.
Im Rahmen des CS Strategic Review wird die Kostenbasis der Bank mittelfristig auf CHF 15,5 Milliarden reduziert. Banken wollen „kontinuierliche Investitionen“ von ihrem Kerngeschäft trennen. Der erste Schritt, um die Kosten noch weiter zu senken, ist das Ziel, den Einkauf auszulagern, um von verbesserten Technologien und gesteigerter Effizienz zu profitieren. Dieses Projekt hat bereits begonnen. Dass noch Platz zum Sparen sei, sei “peinlich”, sagte CS-Finanzvorstand David Mathers in einem Interview mit Finanzanalysten. Sie hingegen haben das Bedürfnis, es sofort zur Sprache zu bringen.
Zudem stellte Mathers klar, dass die Kostenobergrenze von CHF 15,5 Milliarden auf der aktuellen Struktur der Bank basiere. Die Kostenobergrenze der CS könnte noch einmal gesenkt werden, wenn sie weitere Investmentbanking-Aktivitäten verkauft oder einstellt.
Während die Bank im vergangenen Jahr rund 18 Milliarden Franken ausgab, basierte ihr früheres Sparziel auf einer Kostenobergrenze von 16,5 bis 17 Milliarden Franken pro Jahr. In drei Monaten will die CS mit den Ergebnissen des dritten Quartals ausführlichere Details zu ihrer neuen Strategie und ihrem Sparplan veröffentlichen.
In der CS-Belegschaft beginnt eine neue Ära des bangen Wartens: Wie wirken sich Strategieüberprüfung und Sparprogramm auf das eigene Team aus? Auch wenn der Rotstift erst im Backoffice und im IT-Bereich zum Einsatz kommt, sollte kein Unternehmensbereich geschont werden. Das hatte der scheidende CEO Gottstein den Analysten bereits deutlich gemacht; In jeder Abteilung gab es Raum für Einsparungen.
Das Wichtigste ist aber vorerst, dass der CEO ausgewechselt wurde: Seit Februar 2020 wird die Bank vom 58-jährigen Thomas Gottstein geleitet. Der Schweizer war in der Vergangenheit für die Investmentbank CS und als Vorsitzender der Schweizer Division tätig, wo er für seine Arbeitsmoral und Durchsetzungskraft bekannt war. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Tidjane Thiam fühlte er sich als die geeignete Person, um CS in ruhigere Gewässer zu führen. Während Gottsteins Amtszeit verschlechterte sich jedoch der Zustand der Bank. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels befindet sich die Aktie auf einem Rekordtief.
Der Abgang von Gottstein ist an sich also keine Überraschung. Wegen der zahlreichen kleinen und grossen Skandale, die sich während seiner CS-Führung ereigneten, galt er als untauglich fürs Amt. Unklar blieb dabei, inwieweit er in die Finanzierungsgesellschaftsaffäre Greensill Capital verstrickt war.
Axel Lehmann, der neue Vorstandsvorsitzende der Bank, hatte ihn bis zuletzt öffentlich unterstützt. Da die CS in den letzten zwei Jahren fast ihr gesamtes Führungsteam und einen grossen Teil des Verwaltungsrats ausgetauscht hatte, wurde argumentiert, dass sie an der Spitze ein «sicheres Paar Hände» benötige.
Dieser enorme Verlust hätte den CS-Verwaltungsrat ermutigen müssen, endlich einen neuen an die Spitze des Unternehmens zu holen.
Als Nachfolger von Ulrich Körner wurde Ulrich Körner bekannt gegeben, der seit Frühjahr 2021 den kleineren Vermögensverwaltungsbereich der Bank leitet.
Körner war fünf Jahre lang bei McKinsey ein scharf kalkulierender Zahlenmensch, der auch für sein Hi bekannt war
s Fähigkeit zur Reorganisation. Von 1998 bis 2008 war er in verschiedenen Führungspositionen bei der Credit Suisse tätig und wurde sogar als nächster CEO der Bank ins Auge gefasst. Körner ist erstmals seit 2009 Kunde von UBS. Zur Stabilisierung der Bank holte Körners Vertrauter und Geldgeber Oswald Grübel den heute 59-jährigen Chief Operating Officer.
Als Grübel 2011 von seiner Position als CEO der UBS abschied, wurde Körner zum Leiter der Vermögensverwaltung befördert, eine Position, die er bis 2019 innehatte. Seine hochgesteckten Ziele konnte er jedoch vorerst nicht erreichen für sich und seine Einheit. Als Folge der Greensill-Kontroverse gab der schweizerisch-deutsche Doppelbürger die Linienverantwortung bei der UBS ab und kehrte anschliessend zur Credit Suisse zurück. Für Greensill hat sich die Aufgabe, die Vermögensverwaltung der Bank zu stabilisieren, klar herauskristallisiert.